Es war ein harter Tag gewesen für Bree, weshalb sie sich müde in den Sessel fallen ließ. "Ich hätte nie gedacht, dass die neuen Jets so schwer zu steuern sind" atmete sie erschöpft aus und sah dann zu ihrem Bruder. Dieser schüttelte nur den Kopf und wirkte putzmunter. "Du solltest mal wieder aus dem Stützpunkt raus und deinen Kopf klar machen" drangen seine Worte an ihr Ohr. Ja, den Schädel frei bekommen, das wäre echt mal gut. Seit Wochen hatte die Blondine die Basis nicht verlassen. Ihr Tag bestand aus einer tagwache um 6 morgens, dann einer Runde laufen, Frühstück, gefolgt von einer Lagebesprechung und dann folgte auch schon der erste Testflug. Danach Kampftraining und Fitnessstudio, ein kleiner Snack und dann eine Flugsimulation. Um 21 Uhr kippte sie dann meist krafllos im Bett zusammen. So sah Brees Leben momentan aus. Da hatte ihr Brüderchen schon recht. Es war erst kurz vor 7, denn die Flugsimulation war kürzer ausgefallen und ihr Major hatte einen wichtigen Termin, weshalb die Nachbesprechung ausfiel. Was also tun mit dem angebrochenen Abend. Die Worte des Älteren drangen an ihr Ohr. Ach ja stimmt, sie hatte morgen einen freien Tag. Der war dringend notwendig. In ihrer Wohneinheit sah es furchtbar aus. Überall sammelte sich der Staub und die Spinnweben. Ihre Klamotten waren auch großteils verrottet und sie könnte mal wieder etwas kochen. Zwar war die Kantine hier auf der Basis gut, aber eigentlich kochte Bree sehr gerne. Mutter könnte sie auch wieder mal anrufen, bestimmt war diese schon krank vor Sorge. Und sollte sie noch Zeit haben, könnte sie auch mal wieder eine ihrer Freundinnen in der Stadt besuchen und dabei die eine oder andere neue Jeans besorgen. "Ok ich komm mit" platzten ihr die Worte schließlich heraus. Dass ihr Brüderchen die ganze Zeit durchgequasselt hatte, war ihr nicht mal aufgefallen. "Also raus hier, ich muss duschen und ein passendes Outfit finden, im Tarnanzug werd ich ja wohl kaum gehen können" scherzte sie und lachte dann, während sie ihren Bruder quasi zur Türe rausschob. "In 20 Minuten treffen wir uns wieder. Habs verstanden" rief sie ihm nach und schloss dann die Türe. Schnell huschte die junge Calvert in die Dusche und das heiße Wasser munterte auch ihre müden Knochen auf. Etwas andere Luft und neue Leute würden ihr gut tun. Apropos neue Leute. Aus einem unerklärlichen Grund rutschten ihre in die Vergangenheit. In ihrem Kopf spielte sich ein bestimmter Trainingskampf ab. Es war ihr Kampf mit Isaiah, einem guten Freund und späteren Kammeraden ihres Bruders und ihres damaligen Freundes. Warum tauchten gerade jetzt diese Erinnerungen auf? Hatte er sie damals wirklich gewinnen lassen? Was waren das für Gefühle, die sie in seiner Gegenwart immer hatte? Mit mehr Fragen als Antworten verließ sie schließlich das warme Nass und wühlte in ihrem Kleiderschrank. Ja, shoppen war angesagt, sie hatte wortwörtlich nichts zum anziehen. Also musste eine alte und an den Knien löchrige Jeans herhalten. Zum Glück war das ja gerade in Mode. Da sie nichts besseres fand, zog sie eine schlichte schwarze Bluse mit V Ausschnitt dazu an. Damit sie nicht ganz versandelt aussah, schminkte sie sich etwas und öffnete den strengen Dutt, den sie sonst normal auf dem Stützpunkt trug. Die langen blonden Haare vielen so leicht gewellt über ihre Schultern. Wäre Bree nackt, so würde ihre Mähne gerade so ihre Brüste bedecken. Ein Blick in den Spiegel und ein zufriedenes nicken später, schlüpfte sie auch schon in die Stiefeletten und griff nach der kleinen schwarzen Handtasche. So verließ sie dann ihr trautes Heim und ging Richtung Ausgang, wo schon der Wagen wartete. Ihr Bruder hatte noch ein paar weitere Kameraden und Innen aufgetrieben, weshalb der heutigen Abend sicherlich lustig werden würde. Sie gingen in die Stammbar des Militärs, wo sowohl Piloten, als auch Navy und Army Kameraden immer wieder mal einkehrten. Auch an diesem Abend, der erstaunlich warm war für britische Verhältnisse, war der Laden gut gefüllt. Ihr Bruder kannte mal wieder jeden, klassisch und auch sie erkannte beim Eintreten einige vertraute Gesichter. Natürlich wurden erstmals alle Bekannten begrüßt und Bree setzte sich schließlich zu ein paar Kolleginnen, die sie noch aus der Ausbildungszeit kannte. Man brachte sich auf den neuesten Stand und auch das Bier floss in Strömen. Einige Zeit später, es waren sicherlich mehrere Stunden vergangen, machte sich Bree schlussendlich auf zur Bar. Das Getratsche war ihr zu viel geworden und sie wollte gerade nur Heim ins Bett. Eventuell war ihr aber auch nur der Alkohol etwas zu Kopf gestiegen, immerhin trank sie so gut wie nie Bier. Die Blondine bevorzugte einen guten Weißwein über alle anderen alkoholischen Getränke. So machte sie sich also auf zum Tresen um ihre offenen Bier zu zahlen, wie es sich eben gehörte. "Hey Billie. Ich zahl meine offenen Bier und gib mir jeweils eins von meinem Bruder und Chucky auch dazu" meinte sie zu dem Barmann. Da kam plötzlich ein Fremder auf sie zu. Er war ganz klar kein Mitglied der Militärfamilie und meinte wohl, er könne bei Bree Chancen haben. "Na Spätzchen, was geht?" lallte er ihr entgegen und sie konnte die Alkoholfahne riechen. Etwas steptisch hob sie eine Braue und wollte antworten, als sie eine vertraute Stimme vernahm. Eine zu vertraute, konnte das denn sein? Das war eindeutig die Stimme von Isaiah. Aber was tat denn er hier? War das eine Einbildung? Für eine Sekunde war die Blondine durch diese Stimme abgelenkt, weshalb sie nicht kommen sah, was der betrunkene Fremde vorhatte. Und ehe sie sich versah, hatte er ihr auch schon auf den Hintern gehaut. Entsetzt und verwirrt sah die Pilotin den Besoffenen an, der auch schon keine Sekunde später eine Faust im Gesicht hatte, kurz aufschrie und sich dann torkelnd sich zum Ausgang aufmachte. Eigentlich konnte Bree sehr gut auf sich aufpassen, doch irgendwie war sie eben erstarrt. Das war ihr noch nie passiert. Normalerweise hätte sie einen solchen Grabschversuch in der Wurzel schon erstickt, was war denn da eben los mit ihr? Es dauerte eine Weile ehe sie realaisiert hatte, zu wem die rettende Faus gehört hatte. Ihr Blick glitt leer durch den Raum zu einem Mann, der ihr nur zu bekannt war. Es war tatsächlich Isaiah Cane, ihr ehemals bester und engster Freund. "Isaiah, du hier?" brachte sie schließlich raus. Ok, das war gerade komisch, wieso war sie so geschockt und starr? Das war so gar nicht sie, hallo? Erde an Bree! Sie schüttelte kurz ihren Kopf um sich von diesem starren Gefühl zu lösen. "Danke, aber du weißt, ich hätte ihn auch allein fertig gemacht" bedankte sie sich schließlich und brachte es zu einem Lächeln. Es war tatsächlich Isaiah. Wow, nach all der Zeit sah sie den Blondschopf wieder. Was für ein komisches, aber auch tolles Gefühl. Und so kam es auch, dass sie ihm plötzlich und unerwartet um den Hals fiel. "Schön dich zu sehen, ich hab dich vermisst" murmelte sie in seine Halsbeuge. Erst als sie realisierte was sie da tat, ließ sie wieder los von ihm. Zum Glück kam gerade ihr Bruder vorbei, denn ehrlich gesagt war ihr diese intime Umarmung gerade etwas peinlich. Oh Himmel, sie sollte echt keinen Alkohol mehr anrühren.