Triggerwarnung für den ersten Abschnitt der Story!
2000 – Kenia • Tragisch, erschütternd, hoffnungslos. Bezeichnungen, die die ersten Minuten des neugeborenen Mädchens in einem Dorf in Kenia beschrieben. Anstatt das schreiende Baby in die liebenden Arme seiner Mutter zu legen, wurde es in ein weißes Tuch gewickelt und einer fremden Frau gereicht. Dieses Mädchen war die Schade seiner Mutter. Fatoumata Abimbola war eine 18 jährige junge Frau, mit einer samtweichen schoko-Haut, wunderschön wie die Nacht und nach Lavendel duftend. Die junge kenianische Schönheit lebte, wie ihre Familie, in ärmlichen Verhältnissen, alles was sie zum Leben brauchten bauten sie selbst an, so dass sie das kleine Dorf nur in den seltenen Fällen verließen, nur wenn sie Dinge wie Reis oder andere Gewürze brauchten fuhren sie in die nächste Stadt heraus. Auch der Brunnen, aus dem sie ihr frisches Wasser bezogen, war etwa zwei Kilometer von ihrem Dorf entfernt. Sowohl Luxusgüter als aus materielle Dinge waren fehl am Platz. Fatou, wie sie von Familie und Freunde genannt wurde, machte sich an einem warmen Dezembertag im Jahre 1999 auf zum Wäschewaschen zum naheliegenden Bach. Auch ihre Schwester war dabei, die zuvor mit der ersten Ladung Wäsche zurück zum Dorf ging. Oliver Thomas, ein 25 jähriger Student aus Kapstadt, Südafrika, war mit seinen Kumpels um und in Kenia auf Jagdausflug und der schlimmste Moment der jungen Afrikanerin sollte an jenem Tag seinen Lauf nehmen. Der Thomas Sprössling begegnete der jungen Frau und war von der ersten Sekunde an entzückt von ihrer Schönheit. Seine Triebe und seine Hormone spielten verrückt, verleiteten ihn dazu Dinge zu tun, die das Leben des Mädchens auf ewig verfolgen würden. Aus einer kurzen Unterhaltung wurde eine Berührung. Und aus einer Berührung wurden die schlimmsten Minuten ihres Lebens. Der junge Mann wollte sie, ganz egal was es kostete. Er wollte ihren jungen, zarten Körper für sich beanspruchen, ganz egal, ob sie noch Jungfrau war oder nicht. Oliver akzeptierte weder ihr Schreien noch das um sich Schlagen. Auch ihre bitterlichen Tränen ignorierte er solange er bekam was er wollte. Widerwillig ließ sie schließlich alles über sich ergehen und zurück blieb ein junges, gebrochenes Mädchen, das vor Angst und Scham niemanden von ihrer Tragödie erzählen konnte. Erst Monate später als die Wölbung ihres Bauches nicht mehr zu verstecken war, beichtete Fatoumata ihrer Mutter ihren Schicksalsschlag. Anstatt Verständnis für ihre Tochter zu zeigen, tobte die Mutter vor Empörung. Wie sollte Fatou jemals einen Mann finden, wenn sie bereits befleckt war? Schnell war klar, dass das ungeborene Kind gleich nach der Geburt weggegeben werden musste.
2001 – Rapid City • Verzweiflung machte sich im Gesicht der Blondinen breit als sie feststellen musste, mal wieder nicht schwanger zu sein. Der wievielte Schwangerschaftstest war es in den letzten Jahren? Sie hatte bereits aufgehört zu zählen. Gwendolyn und Howard Franklin waren bereits seit 16 Jahren verheiratet, das Einzige, was ihr Glück noch perfekter machen würde wäre ein eigenes Kind aber dies sollte ihnen einfach verwehrt bleiben. Zahllose Therapien, Arzt Besuche und auch der Versuch auf natürlichem Wege schwanger zu werden sollten einfach nicht das Resultat bringen, was sie sich wünschten. Daher sprachen Gwen und Howie öfter darüber ein Kind zu adoptieren. Sie waren zwei intelligente, weltoffene Menschen, die bereit waren, ein fremdes Kind zu sich zu nehmen und wie ihr eigenes zu lieben. Den Antrag hatten sie bereits vor zwei Jahren in der Adoptionsfirma eingereicht. Nach fast zwei Jahren flatterte das Schreiben herein, dass sie ein Baby für das Ehepaar gefunden hatten. Gwen und Howie waren außer sich vor Freude und keine drei Wochen später saßen sie im Flieger nach Kenia. Im Ortsansässigen Kinderheim warteten eine Menge kleiner Menschen darauf, abgeholt zu werden und wenn es nach Gwen ginge, hätte sie all diese wunderbaren Kinder mitgenommen allerdings war es das 10 Monate alte Baby, mit der Karamellfarbenden Haut, das das Herz des Ehepaares in Sturm eroberte. Gwen wusste sofort, dass dieses Baby ihr Baby sein sollte. Sie war durch und durch verliebt in diese großen, dunklen Augen. Es sollten weitere acht Monate, zwei Wochen und vier Tage vergehen bis die Franklins ihr wunderschönes, afrikanisches Baby in den Armen halten sollten. Besser hätte es Jamila Najuma mit ihren neuen Eltern nicht treffen können.
Die Franklins waren nicht reich aber sie lebten in sehr guten Verhältnissen, allerdings spielte Geld nie eine große Rolle bei Gwen und Howie. Liebe, Zusammenhalt und Freiheitsgefühl standen bei dem Ehepaar ganz oben auf ihrer Liste. Gwendolyn war eine Hippie-Mutter, die mittelmäßig erfolgreiche Sachbücher, besonders über das Thema "die Kunst des Sexes" schrieb. Als Sex Therapeutin hatte man eben viel zu erzählen. Als Gynäkologe war Howard natürlich von der ersten Minute an fasziniert von seiner späteren Frau gewesen. Die Beiden lebten keine Bilderbuchehe, wie man sie kannte, aber sie waren auch nach 16 Jahren Ehe verrückt nacheinander. Bei der Kindesziehung waren sich Gwen und Howie immer einig gewesen - lasst das Kind seine eigenen Fehler machen, denn nur an ihnen kann es wachsen. Aber vor allem wollten sie, dass ihre Tochter die Welt mit ihren eigenen Augen entdeckte. Jamila wuchs zu einem aufgeweckten und wundervollen jungen Mädchen heran, das von ihren Eltern vergöttert wurde. So wie auch ihre Eltern weltoffen und neugierig auf Kulturen und Religionen waren, so wurde auch die Afrikanische Schönheit erzogen. Gwen und Howie konvertierten zum Buddhismus, drängten ihrer Tochter jedoch keine Religion auf, weil sie fanden, dass Jamila selbst entscheiden sollte, an was und vor allem, ob sie Glauben wollte. Genauso war es für die Franklins wichtig, immer offen und ehrlich mit ihrer Tochter umzugehen. Themen wie Sex, Jungs oder auch Mädchen waren nicht tabu. Jamila wurde schon sehr früh von ihrer Mutter aufgeklärt. Im Alter von 12 Jahren hatte sie das erste mal ein Kondom in der Hand und fand dieses glitschige Gummi einfach ekelhaft. Dass Gwen ihre eigenen Kräuter im hinterm Haus anbaute war kein Geheimnis. Für ihre kreativen Momente rauchte sie ihre Kräuter hin und wieder oder mischte sie in ihren Tee. Diese konnten sehr effektiv sein. Daher gab es kaum ein Thema, welches Jamila aus der Bahn werfen konnte.
In der Schule gehörte sie stets zu den beliebten Schülern, sofern man dies in der Elementary und Middle School so sagen konnte.
2014 – Lakota Springs • Als das junge Mädchen 14 Jahre alt war, setzten sich Gwen und Howie mit ihrer Tochter an den Tisch um auch sie in ihre Pläne einzuweihen und ihre Meinung einzuholen – ihre Meinung war ihnen genauso wichtig wie die des Partners. Gwendolyn, die gebürtig aus Lakota Springs stammt, bekam einen Anruf von ihren Eltern, die ihrer Tochter mitteilten, viel zu alt zu sein um das kleine Hotel, welches bereits seit Jahren im Familienbesitz war, zu führen. Sie wollten endlich in den Ruhestand und ihrer Tochter das Hotel übergeben. Nach dem die Pros und Kontras abgewogen waren, beschlossen sie als Familie Rapid City hinter sich zu lassen und in Gwens Heimat ein neues Leben anzufangen. So konnten sie das Familienbetrieb fortführen und sich gleichzeitig um Milas Großeltern kümmern. Howard würde nicht nur seine Praxis aufgeben, er wollte sich auch gänzlich um Hotel und Gäste kümmern. Die Sitzungen und Therapien, die Gwen für Paare, Singles und Gruppen gab, würde sie in Zukunft entweder im neuen Haus der Franklins halten oder in einem der Räume des Hotels. An Platz sollte es demnach nicht mangeln. Dass die kleine Stadt eher konservativ angehaucht war machte den Franklins nichts aus, sie waren es gewohnt gegen den Strom zu schwimmen. So packten sie bereits wenige Wochen später ihre Sachen zusammen und zogen in das Haus der Großeltern. Zu Beginn des neuen Schuljahres wechselte Jamila auf die High School in Lakota Springs. Als Halbschwarze war es nicht einfach direkt Anschluss zu finden. Ihrer lässigen, aufgeschlossenen Art hatte sie es zu verdanken, dass die ersten Mädchen und Jungs sich ihr annäherten. Ganz besonders festigte sich die Freundschaft zu Naira. Das marokkanische Mädchen hatte eine sehr erfrischende und beruhigende Art an sich, die Mila direkt wohlfühlen ließ. Jamila wusste schon recht früh, dass ihre Vorliebe dem selben Geschlecht galt – die Tatsache, dass sie einen kleinen Crush auf Naira hatte, erschreckte sie demnach nicht. Aber da sie wusste, dass Naira in ihrem Glauben sehr konservativ war, beließ sie es dabei, so dass die beiden Mädchen zu den besten Freundinnen wurden. Das Thema über ihre Sexualität kam damit nie auf den Tisch. Zwar machte Mila kein Geheimnis daraus, jedoch band sie dies auch nicht jedem auf die Nase. Der erste Freund folgte, somit kam das Thema eh nie zur Sprache.
2016 – Lakota Springs • Naira war eine Bilderbuchtochter, ihre Eltern konnten wirklich stolz auf ihre einzige Tochter sein, die sich niemals einen Fehltritt leistete. Die jedoch auch gleichzeitig zu Leben vergaß. So sehr sie auch die Eltern ihrer besten Freundin mochte, so konnte sie nicht anders als Naira eines Tages zu überreden mit ihr auf diese eine Party zu gehen. Wer hätte gedacht, dass ausgerechnet diese Party alles verändern sollte? Mila hatte ein bisschen was getrunken, so dass ihre Hemmschwelle sank und sie mit einem Mädchen knutschte. In diesem Moment hatte sie nicht darüber nachgedacht, dass Naira sie sehen oder was sie darüber denken könnte. Aber diesem Kuss hatte sie es zu verdanken, dass sie und ihre beste Freundin zum ersten Mal über solche Ginge, wie es war, jemanden zu küssen, zu reden. Jamila wusste nicht, was in sie gefallen war oder ob es an dem Moment lag, dass sie Naira küsste. Langsam genug, um sie wortlos vorzuwarnen, was sie vor hatte, ebenso um ihr die Möglichkeit zu geben, sie aufzuhalten. Aber dies geschah nicht. Es sollten ein paar Wochen vergehen bis Naira ihren Mut zusammenfasste und der jungen Afroamerikanerin ihre Gefühle gestand. Es war als hätte Jamila genau darauf gewartet. Während sie ihre Beziehung am liebsten von Anfang an bekannt gemacht hätte, konnte sie jedoch auch verstehen und auch respektieren, dass das nicht ging. Zwei Jahre hielten sie ihre Liebe geheim, hielten Händchen, wenn sie alleine waren und küssten sich nur hinter verschlossenen Türen. Wie an jenem Tag kurz vor ihrem Abschluss. Jamila hatte ihre Freundin zuhause besucht, um in ihrem Zimmer zu lernen. Nur stand lernen nur an zweiter Stelle, denn viel lieber wollten die Mädchen sich küssen. Nairas Mutter Salma, die die Mädchen sonst nie störte, wollte sie ausgerechnet an diesem Tag mit selbstgemachten Keksen überraschen und platze in das Zimmer ihrer Tochter. Was danach geschah, daran konnte sich Mila kaum noch erinnern. Es passierte alles so schnell und letzten Endes wurde sie vor die Tür gesetzt. Sie mussten jetzt als Familie reden, hieß es. Die angewiderten Blicke spürte sie noch immer auf sich. Erst als Naira mit einer Tasche vor der Tür der Franklins stand, war klar, was passiert war. Das muslimische Mädchen wurde von Gwen und Howie mit offenen Armen empfangen und behandelten sie als wäre sie ihr eigenes Kind.
2018 – New York • Nur wenige Monate nach dem Krach mit Nairas Familie zog das junge Paar, ganz ohne schlechtes Gewissen, nach New York. Wo konnte die junge Liebe mehr aufblühen als in der Stadt die niemals schläft? Zahlreiche Museen und Kunstausstellungen, Pubs und Live Konzerte. Diese Stadt hatte so viel mehr als nur seine Universität zu bieten. So viele Kulturen, Traditionen und Mentalitäten trafen hier zusammen und lebten quasi Hand in Hand. Jamila wurde zu einer gefestigten, klugen jungen Frau, die genau wusste, was sie wollte. Die Erziehung ihrer Adoptiveltern trugen eine Menge dazu bei. Ihre Weltansicht hatte sie wahrscheinlich ihren liberalen Eltern zu verdanken. Die Brünette war eine ruhige aber dennoch offene Person, mit der man gerne abhing oder um die Häuser zog, die jedoch wie eine Löwin kämpfte, wenn es um ihre Liebsten ging oder Ungerechtigkeit empfand. Auch ihr Journalismus Studium war in vollem Gange. Und was sie am meisten freute war, dass auch Naira immer mehr zu sich fand und keine Angst mehr hatte, zu sich zu stehen oder ihre Bedürfnisse mitzuteilen. An sich konnte das Leben nicht besser für sie laufen, gäbe da nur nicht die eine Sache. Naira sprach immer weniger von ihren Eltern, dabei wusste die Brünette, dass ihre Freundin sich nichts sehnlicher wünschte als sich mit ihrer Familie zu versöhnen.
2019 – Lakota Springs • Die Semesterferien begannen und Jamila beschloss mit Naira nach Lakota Springs zu fahren. Zum einen wollte Jamila ihre Eltern besuchen, zum anderen sollte dies die Gelegenheit bieten, sich mit Nairas Familie zu versöhnen. Freude und Hoffnung machte sich in ihr breit. Naira war schließlich die einzige Tochter der Madanis. Doch alles sollte anders kommen als sie sich erhofft hatte. Während Jamila in ihrem Zuhause mit offenen Armen empfangen wurde, wurde Naira von ihrer Familie mal wieder zurück gestoßen. Aus diesem Grund beschlossen sie, früher abzureisen. Der Sturm, der in der Nacht zum 01. März über Lakota Springs wütete spiegelte in etwas ihre Gefühle wider... bis sie am nächsten Morgen erfuhren, dass nicht nur Jamilas Eltern wie vom Erdboden verschluckt waren sondern alle Erwachsene und Kinder nicht mehr aufzufinden waren. Was war nur geschehen? Und vor allem, wie zur Hölle kamen sie hier wieder raus?