* Kleine Erklärung: es ist ein Anfangspost, deshalb nicht viel Interaktion. Während ich mir Michelle ähnlich ruhig / bodenständig vorstelle, wie der Charakter im Post, ist sie keineswegs so unschuldig und naiv, sondern eher pragmatisch.
Leise Musik trällerte im Hintergrund, als die junge Blondine ihre Fingerspitzen über den Esstisch fahren ließ; dann den Home Button ihres iPhones drückte und damit das Display zum Leben erweckte. - 6:54PM - Nachdenklich kaute sie auf ihrer Unterlippe herum und blickte sich in der Küche um. Eigentlich hätte Matt längst hier sein sollen; wenn sie pünktlich zu der Verlobungsparty von ihren Freunden kommen wollten, müssten sie in einer halben Stunde los. Hatte Matt es vergessen? War ihm etwas dazwischen gekommen? Oder war er noch auf dem Weg nach Hause? Unsicher blickte sie zurück auf ihr Handy, spielte mit dem Gedanken, ihn anzurufen. Aber wenn er wirklich noch auf Arbeit war, wäre ein Anruf keine gute Idee… Sie würde noch bis zur vollen Stunde warten, sagte sie sich und griff stattdessen nach dem Nagellack, den sie sich bereits rausgesucht hatte. Sich auf einen der Küchenstühle gesetzt, zog sie sich einen weiteren so zurecht, dass sie ihren Fuß darauf abstellen konnte - leicht vorgebeugt fing Phoebe an, ihre Fuß-Nägel erst mit einer Schicht rotem Nagellack zu bedecken, dann mit einer weiteren. Dennoch achtete sie schon fast akribisch darauf, ob Geräusche im Hausflur zu hören waren. Aber nichts. Keine Schritte, keine Schlüssel im Schloss, kein Anruf und keine Nachricht. Auch nachdem sie ihre Fingernägel mit dem gleichen Farbton lackiert hatte, - nichts. Einmal tief durchgeatmet, griff sie dann vorsichtig nach ihrem Handy, navigierte zu ihren Nachrichten und tippte dann, - darauf bedacht den noch nicht ganz trockenen Lack nicht zu stören -, eine Nachricht an Matt.
7.03PM - TO MATT.
Hey, you. Ich hab’s leider vergessen - treffen wir uns bei Jeff & Annie oder fahren wir zusammen los? Bin auch schon fast fertig! Love you - p.
Einen Moment zögerte sie noch, schickte dann aber die Nachricht ab. Sie wusste ganz genau, dass sie sich nicht darauf geeinigt hatten, sich bei ihre Freunden zu treffen. Aber Matt war am Morgen schon so gereizt gewesen, da wollte sie jetzt nichts falsch machen. Und ihm zu unterstellen, ihr abendliches Vorhaben vergessen zu haben, wäre eindeutig ein Fehler. Vielleicht irrte sie sich ja einfach nur, hatte vollkommen vergessen, dass sie sich alleine auf den Weg machen sollte? Die kleine Stimme im Kopf meldete sich wie immer, pflichtbewusst und verlässlich, mit einem Vorschlag, wie es ihre Schuld sein könnte. Was sie falsch gemacht haben konnte. Auch wenn Demut, Eingeständnisse von Schuld und Entschuldigungen nur selten dazu führten, dass Matt erst gar nicht seine Hand gegen sie erhob, machten sie es einfacher. Ihn eher dazu gestimmt, es bei einem Schlag zu lassen; sich selber zu entschuldigen. Und grundsätzlich war es doch so - wenn sie einen Fehler gemacht hatte, dann hatte sie seine Strafe auch verdient, oder nicht? Phoebe hatte nach all’ den Jahren aber irgendwie noch immer nicht gelernt, seine schlechte Laune vollkommen zu vermeiden; schaffte es immer noch oft genug, ihn ungewollt zu kritisieren. Egal wie vorsichtig sie war.
Mit einem leisen Seufzen legte sie ihr Handy wieder weg und stand schließlich auf; wedelte ihre Finger kurz durch die Luft und zog dann den Morgenmantel, in den sie nach der Dusche geschlüpft war, etwas enger. Egal was Matt’s Antwort sein würde; sie würde in weniger als in einer halben Stunde das Haus verlassen müssen, notfalls auch alleine. Matt und sie hatten schon vor Wochen versprochen, die Verlobungs-Feier ihrer Freunde Jeff und Annie nicht zu verpassen und Phoebe hatte nicht vor, dieses Versprechen zu brechen. Also machte sie sich auf den Weg in das Schlafzimmer, welches zu dieser Uhrzeit von leicht pinken Lichtstrahlen erhellt wurde. Barfuß tapste sie über die kühlen Dielen und schlüpfte in die Unterwäsche, die sie sich bereits vorhin raus gesucht hatte. Und dann blieb sie kurz vor dem Spiegel stehen, bevor sie nach dem Kleid griff, welches an einem Bügel an der Außenseite des Kleiderschrankes hing. Fuhr vorsichtig über die blauen Flecken an ihrer rechten Seite, die sich zum Glück langsam gelb färbten und sicherlich nicht mehr lange da sein würden. Die roten, sichelförmigen Abdrücke auf dem entgegengesetzten Oberschenkel, die nur allzu deutlich zeigten, wie Matt sich vor ein paar Tagen mit seinen Fingernägeln in ihrer Haut ‘verbissen’ hatte, waren jedoch noch klar und deutlich zu sehen und würden wohl auch nicht so schnell verschwinden. Matt hatte nach den ersten paar Ausrutschern, wie er es damals genannt hatte, schnell gelernt, nie dort Spuren ihrer Streitigkeiten zu hinterlassen, wo sie es nicht einfach verstecken konnte. Zur Zeit hatte sie nicht einmal einen Kratzer auf ihren Oberarmen, hatte sich demnach ein Kleid heraus gesucht, welches für die sommerlichen Temperaturen angemessen war und nur Spaghetti-Träger besaß.
Ein paar Minuten später stand sie wieder vorm Spiegel; diesmal jedoch mit dem Kleid. Sie hatte mit dem Reißverschluss etwas gekämpft - wie jedes Mal, wenn sie dieses Kleid trug. In den meiste Fällen war es kein Problem, Matt um Hilfe zu fragen, aber heute… Erneut betrachtete sie sich, einfach um sicher zu gehen, dass keine blauen Flecken oder Kratzer zu sehen waren. Rückte den Ausschnitt des Kleides zurecht und ging dann ins Bad, um sich um ihre Haare zu kümmern. Viel Arbeit machte sie sich da nicht, klemmte nur ein paar Strähnen mit einer goldenen Spange zurück und ließ die restlichen langen Haare in leichten Locken über ihre Schultern fallen. Etwas Make-Up aufgetragen, war sie auch schon fast fertig - fehlte nur etwas Schmuck und die Schuhe, die neben dem Eingang standen. Und Matt… - Zurück im Schlafzimmer setze sie sich auf den Hocker vor ihrem Schminktisch und suchte nach ihren Ohrringen. Plötzlich landete ein paar Hände auf ihren Schultern und auch wenn sie rational wusste, dass es sich nur um ihren Verlobten handeln konnte, schreckte sie zusammen. ihr Blick ging zu dem kleinen Spiegel über der Holzplatte und siehe da - Matt. “Oh Gott, Matt - hast du mich erschreckt.” Achtung, zu vorwurfsvoll flüsterte die kleine Stimme in ihr und sie atmete einmal tief durch. Ein Lächeln fand seinen Weg auf ihre Lippen und sie traf seinen Blick im Spiegel. “Alles in Ordnung?” Er war sonst immer so pünktlich - da war es schon überraschend, dass er jetzt erst aufgetaucht war; ein paar Minuten bevor sie los mussten.
Phoebe drehte ihren Kopf leicht und drückte einen Kuss auf seine Handrücken, griff dann nach der Kette, die sie wenige Sekunden zuvor aus einer Schmuck-Schatulle gezogen hatte. “Hilfst du mir kurz?” Sie hielt die Kette um ihren Hals und wartete, bis er ihr die Enden abnahm - schielte dann über ihre Schulter. Wie erwartet trug er natürlich noch den selben Anzug, in dem er am Morgen das Haus verlassen hatte. “Bleibst du so, oder magst du dich noch umziehen? Ein paar Minuten haben wir sicher noch - und ich hatte dir schon etwas heraus gesucht…”