• Probleme von Gleichaltrigen empfindet er als ziemlich anstrengend, weshalb er Gespräche mit Erwachsenen stets bevorzugte
• obwohl er auf dem Land aufgewachsen ist, hat er mit der Zeit eine Abneigung gegenüber Dreck und jegliche Art von Schmutz entwickelt
• in seiner pedantischen Art neigt Arthur dazu ständig alles und jeden zu verbessern, er ist eben ein extremer Korinthenkacker
• Spiritualität empfindet er als lächerlich, dadurch vertrat er nie eine religiöse Einstellung oder fand Gefallen an dem was seine Mutter tat
• vor einigen Jahren erlernte er das Fechten, generell kann er Sport jedoch nichts abgewinnen, lieber liest er ein gutes Buch
• das Debattieren gehört definitiv zu seinen Stärken, es gleicht fast schon einer kleinen Passion
• sein Vater behauptete stets, Arthur käme ganz auf seinen Großvater, diesen hat er allerdings niemals kennenlernen können, denn er starb noch vor seiner Geburt
• durch einige Vertrauensbrüche in seinem Leben lässt er nur ungern jemanden an sich heran
• als grundlegender Pessimist, hat er einen ziemlich dunklen Humor, der oft mit Sarkasmus, sowie Zynismus vermischt wird
My yesterdays walk with me. They keep step, they are gray faces that peer over my shoulder.
Fernab von jeglicher Zivilisation hatten sich die ursprünglich aus England stammende Familie in der Natur Alaskas ein kleines Paradies errichtet. Die nächsten Häuser befanden sich in einem kleinen Fischerdorf, doch dorthin zog es die Einsiedler eher selten, hatten sie auf ihrem Grundstück scheinbar alles was sie benötigten: eben ganz typische Selbstversorger. Sofern das Dasein als Selbstversorger eben heutzutage noch typisch zu sein vermag. Was Evelyn und Maurice Harding bei ihrem ausgeklügelten Plan allerdings nicht berücksichtigt hatten, war der Starrsinn ihrer eigenen Kinder, die nicht viel davon hielten von der eigenen Mutter unterrichtet zu werden, geschweige denn diese spirituelle Einstellung förmlich aufgezwungen zu bekommen. Vor allem Arthur schien ein großes Problem mit seinen Hippie-Eltern zu haben, eventuell hing es damit zusammen, dass er einfach anders war, denn mit dem Rest der Hardings hatte er herzlich wenig gemein. Er neigte dazu alles und jeden zu verbessern, ein Klugscheißer durch und durch, weshalb es gar nicht weiter verwunderlich war, dass die Kinder aus der Umgebung eher ungern mit ihm spielten. Wer nun aber glaubt, auf ihn träfe das Sprichwort ‘große Klappe nichts dahinter’ zu, der irrt sich gewaltig, sobald er nämlich das Lesen erlernt hatte, verschlang er jedes Buch, welches er in die Finger bekam. Sein eidetisches Gedächtnis war vermutlich eine große Hilfe dabei das Gelesene, sowie das Erlebte zu behalten, aber es dauerte trotzdem bis seine liberale Mutter bemerkte, dass sie ihrem einzigen Sohn nicht geben konnte was er benötigte. Nachdem er es zehn Jahre lang toleriert hatte seine Bauchschmerzen durch Handauflegen heilen zu lassen, seine viele Freizeit in der Natur zu verbringen, begann er sich zunehmend gegen seine Erzeuger aufzulehnen. Schon vorher war Arthur kein einfacher Junge gewesen, keiner der mit Autoritäten zurecht kam, sondern eher ein kleines Arschloch war, augenscheinlich konnte er jedoch noch eine ordentliche Schippe drauflegen. In ihrer zunehmenden Verzweiflung - die auch durch Klangschalentherapie und Joints nicht verdrängt werden konnte - gab Evelyn schließlich klein bei. Da beiden Elternteile ihr Leben auf dem Hof nicht aufgeben wollten, nur damit aus ihrem Sohn irgendwann vielleicht ein überarbeiteter Professor oder Anzugträger mit Reizdarmsyndrom werden konnte, suchten sie nach einer anderen Lösung, die letzten Endes so ausschaute, dass er zu seiner Großmutter väterlicherseits nach London ziehen sollte. Obwohl Arthur ein eher pragmatischer Mensch ist, fiel ihm der Abschied überraschend schwer, obgleich er das niemals zugeben würde, insbesondere seine große Schwester würde er in seinem neuen Zuhause sicherlich vermissen. Nichtsdestotrotz packte er seine sieben Sachen, reiste in das Vereinigte Königreich, wo er zum ersten Mal seiner streng konservativen Oma begegnete, die sofort große Pläne mit ihrem Enkel hatte. Darla Harding, Lektorin eines großen Verlages, erkannte das Potential des Jungen auf den ersten Blick, weshalb sie ihm die Förderung ermöglichte, die er benötigte. Neben dem Besuch einer Privatschule, bekam er Fremdsprachenunterricht, Cellostunden und fand einen sportlichen Ausgleich in der Kunst des Fechtens. Auch wenn Arthur zu Beginn ein Problem mit der harten Hand seiner Großmutter hatte, gefiel es ihm allemal besser, als irgendwo im Nirgendwo vor sich hin zu vegetieren. Nur mit Gleichaltrigen hatte er weiterhin seine Schwierigkeiten, zwar war er durchaus bemüht Freunde zu finden, aber oft kamen die Jungen mit seiner Art nicht zurecht, die zumeist als überbordend empfunden wurde. Erst als er es auf das renommierte Eton College geschafft hatte, wofür Darla extra einen Kredit aufgenommen hatte, hatte er das Gefühl sich endlich unter Gleichgesinnten zu befinden.
Never borrow the devil's pitchfork for he will surely use it against you.
Für den Bruchteil einer Sekunde, genau genommen war es für ein Schulhalbjahr, glaubte der Dreizehnjährige angekommen zu sein. Auf dem Internat war er Mitglied eines kleinen Freundeskreises geworden, bestehend aus verwöhnten Jungs, die ihre scheinheilige Fassade perfektioniert hatten. Die Lehrer waren begeistert von den fünf Goldjungen, die stets hervorragende Zensuren hervorbrachten und mit ihrem Fleiß, ihrem souveränen Auftreten punkten konnten. Aber sobald keine Erwachsenen anwesend waren, zeigten sie was für Fieslinge sie wirklich waren. Mitschüler wurden bis aufs Äußerste gemobbt, gepeinigt, bloß gestellt und das alles zu ihrem Amüsement, denn die Pein Anderer schien sie zu belustigen, zumindest war es das was Arthur dabei empfand. Vielleicht hatte er es zu Beginn lediglich getan um endlich dazuzugehören, aber es dauerte nicht lang, bis er selbst nicht mehr wusste, ob er immer solch ein Monster gewesen war oder erst durch den Einfluss seiner Freunde zu einem wurde. Durch einen heftigen Zwischenfall, wurde ihm dann jedoch jegliche Perspektive geraubt, denn man warf ihn von dem Internat, weil die Clique geschlossen ihm die Schuld in die Schuhe geschoben hatte. Neben seiner eigenen unbändigen Wut, musste er mit der Enttäuschung seiner Großmutter zurecht kommen, die ihm fortan ‘ja aus den Augen gehen sollte’, was schließlich so weit ging, dass sie ihn zurück zu seinen Eltern schicken wollte. Das Dumme war nur, dass diese mittlerweile ihren Hof verkauft hatten und stattdessen mit einem Wohnmobil durch Lateinamerika reisten. Kurz bevor Darla ihren Enkel abschieben konnte - wohin es mit ihm ging, war ihr letztlich egal - schaltete sich seine Tante, mütterlicherseits, ein, die anbot ihn zumindest übergangsweise in ihrem Haus aufzunehmen. Innerhalb von drei Jahren war dies bereits sein zweiter Umzug, die zweite große Umstellung in seinem Leben, nur hatte Arthur nicht wirklich eine Wahl. Auf den Vertrauensmissbrauch, sowie das Gefühl von niemanden gewollt zu werden, reagierte er mit emotionaler Abschottung. Anstatt in depressiven Verstimmungen äußerten sich diese jedoch mit ziemlich extremen Launen: schnippische Kommentare, häufiges Augenrollen, sowie kleine Wutausbrüche standen seitdem quasi immer an der Tagesordnung. Ob seine Tante es je bereut hatte ihn aufgenommen zu haben, war unklar, aber sie empfing ihn zumindest mit offenen Armen in ihrem bescheidenen Haus in der us-amerikanischen Kleinstadt Lakota Springs. Es fiel ihm ziemlich schwer sich dort einzuleben, sich den Gepflogenheiten seiner erweiterten Familie anzupassen, geschweige denn mit der neuen Schule klar zu kommen. Wenn auch als Einzelgänger, kam Arthur dennoch irgendwie zurecht. Durch seine Teilnahme am Debattierclub der High School fand er zumindest etwas Anschluss, obwohl er diese Leute eher als Bekannte bezeichnen würde. Als Straight-A student hatte er zudem schnell den Ruf als Nerd weg, manche bezeichneten ihn auch als Rentner, weil er von seinen Mitschülern häufig arg genervt war, egal ob diese jünger oder älter waren als er selbst; Teenie-Dramen empfand er schlichtweg als kräftezehrend.
The snake which cannot cast its skin has to die.
Es war März, er war gerade in ein Buch von Nietzsche vertieft, als das Unwetter über Lakota Springs hereinbrach. Am nächsten Morgen war nichts mehr wie gewohnt, denn alle Erwachsenen waren wie vom Erdboden verschluckt. Zurückgeblieben waren lediglich Teenager zwischen 15 und 20 Jahren - was im Umkehrschluss bedeutete, dass er es mit jenen Leuten, denen er rein gar nichts abverlangen konnte, festsaß. Wie bei vielen Anderen siegte bei Arthur zunächst der Fluchtinstinkt, doch schnell musste er begreifen: einen Ausweg gibt es nicht. Demnach war es an ihm, sich der Situation anzupassen und das zu tun, was ihm seit jeher am schwersten fällt: Freunde oder eher Verbündete finden.